da ich in letzter Zeit aus unterschiedlichen Gründen zunehmend häufiger mit Antenne zu tun habe, dachte ich mir, es wäre an der Zeit, den Antennenkonstruktionen etwas mehr Beachtung zu schenken und qua destruktiver Neugier die eine oder andere Erkenntnis zu gewinnen

Alle nachfolgend dargestellten Antennen befanden sich zum Zeitpunkt ihrer Zerlegung in meinem Eigentum.
Los geht es mit einem richtigen Klassiker, der typischen LANCOM Paddelantenne, wie sie allen WLAN-fähigen Indoorgeräten beilag und beiliegt (mit Ausnahme von 3050, L-54g, 1511/1521 und L-151gn).
Hier die technischen Daten:
- Dualband 2,4 und 5 GHz
- Anschluß Reverse-SMA Stecker (RP SMA Plug)
- Gewinn: in LANCOM Datenblättern angegeben mit 3dBi. Unten dazu mehr.
- Länge: je nach Ausführung zwischen 15 und 16cm
Von dieser Antenne gibt es 4 Bauformen und 3 "Stylings":


Von links nach rechts:
- das "kleine Paddel", Ausführung bei Erstauslieferung L-54ag
- Paddel-Ausführung mit Breitseite parallel zur Gerätefront; diese Antenne ist auf nahezu allen LANCOM Produktabbildungen zu sehen, obwohl sie nur für kurze Zeit ausgeliefert wurde
- erneut revidierte Bauform mit um 90° gedrehter Paddelfläche bei ansonsten gleichem Styling.
- neuste Bauform mit etwas billig wirkendem Anschlußgewinde und nicht mehr so hochwertiger Verarbeitung (Verklebung)



Und hier die drei Designs von der Routervorderseite aus gesehen.


Auch wenn das äußere Erscheinungsbild sich sehr ähnelt, sind die Antennen innen sehr unterschiedlich aufgebaut.
Im Detail, wieder von links nach rechts:
- Nr. 1: Gehäuseschalen nur gesteckt, nicht verklebt. Antennenkabel lediglich 1,7...1,8mm dick und ca. 30...35mm lang. Doppelseitige Platine, sauber verarbeitet, schwarzes Metallgewinde. Das Layout des Strahlers ist ziemlich abgefahren mit vielen Durchkontaktierungen.
- Nr. 2: Gehäuseschalen sauber verklebt, Antennenkabel 1,8...1,9mm dick und ca. 85...90mm lang. Einseitige Platine, etwas gröber verarbeitet, Messinggewinde. Der Strahler scheint ein "klassischer" Multiband-Dipol ("Fan dipole") zu sein, mit je 4 Leiterbahnen unterschiedlicher Länge, die Längste davon aus Platzgründen zurückgefaltet. Aufgrund der Optik (Breitseite zur Gerätefront) sicherlich die schickste Ausführung.
- Nr. 3: Der Mercedes unter den Paddeln. Extrem saubere Verarbeitung mit durchgängiger, jedoch von außen nicht sichtbarer Verklebung. Einseitige Platine, penibel verarbeitet (siehe z.B. Schrumpfschlauch zur mittigen Fixierung, hätte man aus Spargründen sicher auch weglassen können). Messinggewinde. Antennenkabel dito 1,8...1,9mm dick und ca. 85...90mm lang. Ein Dipol-Strahlerelement mit je einem aktiven Zweig für 2,4/5GHz.
- Nr. 4: Die neuste (aktuelle) Ausführung. Die Verarbeitung wirkt weniger gut als bei Nr. 3, die Verklebung ist nicht durchgängig und ich hatte schon oft, speziell bei loser Schüttung, Exemplare mit abgelösten Schalen bekommen. Schwarzes Metallgewinde statt Messing. Auch hatte ich schon welche ohne Gewindegänge dabei (sehr ärgerlich). Die Überraschung kommt innen zutage: kurzes (ca. 45...50mm) und dickes (ca. 2,5mm) Kabel. Doppelseitige Platine mit 2 vertikal gestackten Dipolelementen, die über Phasenleitung zusammengeschaltet sind. Der Gewinn dieses Arrays dürfte höher liegen als bei den anderen Ausführungen, und tatsächlich stand im Datenblatt einer zumindest optisch verdächtig ähnlichen Antenne eher etwas von 4,5 - 5 dBi (@5GHz). Bezogen auf die Datenblattangabe 3dBi dürfte also noch die von Alfred dieser Tage bereits erwähnte Dämpfung der geräteinternen Antennenkabel zum Tragen kommen.


Da es wenig Sinn macht, der haptischen Qualität nicht mehr erhältlicher Antennen nachzutrauern, habe ich noch eine der aktuellen Antennen etwas weiter aufgesägt, um die Verarbeitung des Pigtails am RPSMA-Anschluß in Augenschein zu nehmen. Die Verarbeitung ist erstaunlich aufwändig für so ein einfaches, "untechnisches" Teil. Die Rändelung deutet darauf hin, dass das Kabel am Stecker gecrimpt und der Außenschirm zusätzlich umlaufend angelötet wird. Wenn es sich also um eine produktionsoptimierte Variante handelt, dann hat man an der richtigen Stelle gespart (Verklebung und Gehäuse) und die HF-relevanten Teile technisch so gut wie möglich realisiert.
Erkenntnis aus dem Ganzen: für diesen Antennentyp eigentlich keine (funktionieren tun sie alle) - außer dass ich jetzt Fan der neuen Bauausführung geworden bin
