Antenna internals

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martinw
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Antenna internals

Beitrag von martinw »

Hallo liebe Freunde der drahtlosen Vernetzung,

da ich in letzter Zeit aus unterschiedlichen Gründen zunehmend häufiger mit Antenne zu tun habe, dachte ich mir, es wäre an der Zeit, den Antennenkonstruktionen etwas mehr Beachtung zu schenken und qua destruktiver Neugier die eine oder andere Erkenntnis zu gewinnen ;) Ich werde mich in loser Folge nach und nach quer durch das LANCOM-Antennenportfolio und das der üblichen Verdächtigen sägen, mit Bildern den Aufbau illustrieren, konstruktive Details durchleuchten und Erfahrungen und Auswirkungen auf den praktischen Einsatz teilen. Wer ein bisschen Rant über Antennen betreiben möchte, sei herzlich dazu eingeladen, mitzuwirken.

Alle nachfolgend dargestellten Antennen befanden sich zum Zeitpunkt ihrer Zerlegung in meinem Eigentum.



Los geht es mit einem richtigen Klassiker, der typischen LANCOM Paddelantenne, wie sie allen WLAN-fähigen Indoorgeräten beilag und beiliegt (mit Ausnahme von 3050, L-54g, 1511/1521 und L-151gn).

Hier die technischen Daten:
- Dualband 2,4 und 5 GHz
- Anschluß Reverse-SMA Stecker (RP SMA Plug)
- Gewinn: in LANCOM Datenblättern angegeben mit 3dBi. Unten dazu mehr.
- Länge: je nach Ausführung zwischen 15 und 16cm

Von dieser Antenne gibt es 4 Bauformen und 3 "Stylings":

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Von links nach rechts:
- das "kleine Paddel", Ausführung bei Erstauslieferung L-54ag
- Paddel-Ausführung mit Breitseite parallel zur Gerätefront; diese Antenne ist auf nahezu allen LANCOM Produktabbildungen zu sehen, obwohl sie nur für kurze Zeit ausgeliefert wurde
- erneut revidierte Bauform mit um 90° gedrehter Paddelfläche bei ansonsten gleichem Styling.
- neuste Bauform mit etwas billig wirkendem Anschlußgewinde und nicht mehr so hochwertiger Verarbeitung (Verklebung)

Bild Bild Bild
Und hier die drei Designs von der Routervorderseite aus gesehen.

Bild Bild
Auch wenn das äußere Erscheinungsbild sich sehr ähnelt, sind die Antennen innen sehr unterschiedlich aufgebaut.

Im Detail, wieder von links nach rechts:

- Nr. 1: Gehäuseschalen nur gesteckt, nicht verklebt. Antennenkabel lediglich 1,7...1,8mm dick und ca. 30...35mm lang. Doppelseitige Platine, sauber verarbeitet, schwarzes Metallgewinde. Das Layout des Strahlers ist ziemlich abgefahren mit vielen Durchkontaktierungen.

- Nr. 2: Gehäuseschalen sauber verklebt, Antennenkabel 1,8...1,9mm dick und ca. 85...90mm lang. Einseitige Platine, etwas gröber verarbeitet, Messinggewinde. Der Strahler scheint ein "klassischer" Multiband-Dipol ("Fan dipole") zu sein, mit je 4 Leiterbahnen unterschiedlicher Länge, die Längste davon aus Platzgründen zurückgefaltet. Aufgrund der Optik (Breitseite zur Gerätefront) sicherlich die schickste Ausführung.

- Nr. 3: Der Mercedes unter den Paddeln. Extrem saubere Verarbeitung mit durchgängiger, jedoch von außen nicht sichtbarer Verklebung. Einseitige Platine, penibel verarbeitet (siehe z.B. Schrumpfschlauch zur mittigen Fixierung, hätte man aus Spargründen sicher auch weglassen können). Messinggewinde. Antennenkabel dito 1,8...1,9mm dick und ca. 85...90mm lang. Ein Dipol-Strahlerelement mit je einem aktiven Zweig für 2,4/5GHz.

- Nr. 4: Die neuste (aktuelle) Ausführung. Die Verarbeitung wirkt weniger gut als bei Nr. 3, die Verklebung ist nicht durchgängig und ich hatte schon oft, speziell bei loser Schüttung, Exemplare mit abgelösten Schalen bekommen. Schwarzes Metallgewinde statt Messing. Auch hatte ich schon welche ohne Gewindegänge dabei (sehr ärgerlich). Die Überraschung kommt innen zutage: kurzes (ca. 45...50mm) und dickes (ca. 2,5mm) Kabel. Doppelseitige Platine mit 2 vertikal gestackten Dipolelementen, die über Phasenleitung zusammengeschaltet sind. Der Gewinn dieses Arrays dürfte höher liegen als bei den anderen Ausführungen, und tatsächlich stand im Datenblatt einer zumindest optisch verdächtig ähnlichen Antenne eher etwas von 4,5 - 5 dBi (@5GHz). Bezogen auf die Datenblattangabe 3dBi dürfte also noch die von Alfred dieser Tage bereits erwähnte Dämpfung der geräteinternen Antennenkabel zum Tragen kommen.


Bild Bild
Da es wenig Sinn macht, der haptischen Qualität nicht mehr erhältlicher Antennen nachzutrauern, habe ich noch eine der aktuellen Antennen etwas weiter aufgesägt, um die Verarbeitung des Pigtails am RPSMA-Anschluß in Augenschein zu nehmen. Die Verarbeitung ist erstaunlich aufwändig für so ein einfaches, "untechnisches" Teil. Die Rändelung deutet darauf hin, dass das Kabel am Stecker gecrimpt und der Außenschirm zusätzlich umlaufend angelötet wird. Wenn es sich also um eine produktionsoptimierte Variante handelt, dann hat man an der richtigen Stelle gespart (Verklebung und Gehäuse) und die HF-relevanten Teile technisch so gut wie möglich realisiert.


Erkenntnis aus dem Ganzen: für diesen Antennentyp eigentlich keine (funktionieren tun sie alle) - außer dass ich jetzt Fan der neuen Bauausführung geworden bin ;-)
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Jirka
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Re: Antenna internals

Beitrag von Jirka »

Hallo Martin,

mich hat ein Forumsuser vor kurzem darauf aufmerksam gemacht, dass es von der neuen Variante (Nummer 4 in Deiner Nummerierung) bereits wiederum eine etwas geänderte Abwandlung gibt, die seit mehr als einem Jahr den Geräten beiliegt (war mir gar nicht aufgefallen). Erkennbar ist diese an den von außen nicht mehr symmetrischen beiden Hälften der Gehäuseschalen - die eine Hälfte sieht dicker aus als die rangesetzte andere Hälfte. Vermutlich wurde der Federvorsprung der einen Hälfte nach außen gezogen und bei der anderen Hälfte entsprechend weiter nach außen - unterm Strich würde damit mehr Platz für die Platine bleiben, ob dieser aber nun ausgenutzt wird (sprich größere Platine oder anderes Layout) habe ich noch nicht geprüft. Was noch auffällt ist, dass die Rändelmutter bei dieser Ausführung wieder deutlich fester sitzt (womit sich die Antenne nicht so leicht um die Achse der Antennenbuchse schwenken lässt, bzw. die Gefahr besteht, dass sich die Rändelmutter dabei wieder von der Antennenbuchse abdreht). Dass die Rändelmutter innen schwarz ist, hat übrigens keinen Einfluss auf die Qualität der Verbindung, weil an den entsprechenden Stellen, die in die Antennenbuchse reingehen und den Kontakt herstellen, nichts mehr schwarz ist.

Viele Grüße,
Jirka
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stefanbunzel
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Re: Antenna internals

Beitrag von stefanbunzel »

Hallo Martin,

vielen Dank für deinen ausführlichen Bericht und die Infos. Aus Mangel an Überschuss-Antennen hatte ich bisher noch keine davon derart "bearbeitet".

Jirkas Info kann ich bestätigen: Ich habe hier auch solche Antennen mit asymmetrischen Gehäuseschalen. Außerdem weisen diese ein vollkommen schwarzes Innengewinde, ohne dem auf deinem Foto erkennbaren goldfarbenen Ring / Gewindegang auf (oder ist das auf dem Foto durch Abnutzung?).

Hast du auch mal eine optisch fast identische 3G/4G-Antenne zerlegt?

Viele Grüße,
Stefan
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martinw
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Re: Antenna internals

Beitrag von martinw »

In der Tat, ihr habt beide Recht mit der Beobachtung, dass es die neue "schwarze" Variante in einer etwas neueren Inkarnation gibt, mit asymmetrischer Schale und festerer Rändelmutter mit deutlich höherer Friktion - das Panel innen ist jedoch identisch:

Bild
Von links nach rechts:
- ganz alt sogar noch mit einer Art Gummidichtung (bei Indoor-Geräten sicherlich entbehrlich, trotzdem natürlich nicht schlecht gegen Dreck & Staub)
- alt, bereits ohne Dichtung
- neu, symmetrische Gehäuseschale, relativ lose Rändelmutter
- neu, asymmetrische Gehäuseschale, feste Mutter

Der Grund für die asymmetrische Teilung der Gehäuseschalen liegt IMO darin, dass diese nun besser ineinander klickbar sind, so dass überwiegend auf (manuell zu applizierenden Kleber) verzichtet werden kann.

Der elektrische Kontakt zum Außenleiter kommt über die Hülse um Innenpin und Dielektrikum zustande, das Innengewinde ist somit eigentlich entbehrlich - die Messingausführung macht trotzdem einen besseren Eindruck, wenn man sich den Abrieb bei Antenne #3 in obiger Abbildung ansieht.

An 3G Antennen habe ich leider nur die runde Ausführung (wie für 1751) und ältere "3G"-beklebte (nicht bedruckte) Paddels - bei Gelegenheit. Habe soweit ich weiß leider keine der neueren 4G- und 3G/4G-Ausführungen rumliegen.
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