Hallo,
alf29 hat geschrieben: 13 Jul 2019, 21:29
Die meisten LANCOM-Kunden, die ich kenne, betrachten Spanning Tree als eine Art Redundanz-Protokoll. Ja, ich weiß, da gibt es Sonderlösungen, um z.B. einen Server oder Router redundant an einen Switch anzubinden, aber die sind allzuoft Hersteller-spezifisch.
Ja, eine "herstellerspezifische" Lösung gibt es bei LANCOM, und die nutze ich sogar:
Gerne nehme ich ja die 9100er - Serie her und verbinde die typischerweise zwei Coreswitches mit der LANCOM - DMZ. Auch gefährlich, aber einfach und effektiv.
Ansonsten bietet beispielsweise HP sehr schöne "Link Aggregation Groups", innerhalb derer nur ein einziger aggregierter Link aktiv sein kann.
Die Attitüde mancher Admins "mach' einfach spanning tree an", möglichst ohne eine root bridge zu definieren, ist der generationstypische Weg des geringsten Widerstandes.
In der Hardware-Entwicklung haben wir aktuell eine und demnächst wohl eine zweite.
Geil. Hardware ist ja *noch* abgefahrener. Was gäbe ich darum, einmal eine Frau kennenzulernen, die weiß, was ein Wasserschloß ist oder eine Gabelschaltung.
Unsere Steuerberaterin, hochintelligent, belesen, lebeserfahren, sieht mich neulich ein Gewinde in eine Montageplatte schneiden. Und fragt: Warum bohrst Du das Loch zweimal? Stellt sich heraus: Sie wußte nicht, was ein Gewinde ist. Bzw. war der Meinung, daß eine Schraube in einer normalen Bohrung "von sich aus" halten würde.
Die heutige "Generation Y" muß es nicht wissen, denn unterdessen gibt es Montageschrauben, die selbstbohrend und selbstgewindeschneidend sind.
Wenn keiner zuguckt, nehme ich die auch schonmal. Schön ist es aber nicht. Es ist keine Wertarbeit mehr.
Hm, als als "Kind" hab ich so was nicht gelesen, eher Bücher über Pyramiden und Pharaonen und wollte Archäologe werden. Mein erstes Stück Elektronik (Fernseher vom Sperrmüll) muß ich irgendwo so mit 13 in den Händen gehalten haben, und das erste Mal vor einem Computer gesessen hab ich so grob mit 17. Meine Eltern haben das dann gefördert, unter anderem weil sie die Archäologie im Vergleich dazu für eine brotlose Kunst hielten.
Immerhin mit 13. Und damals wurde ja noch die Funktionsweise vermittelt. Auf einem durch die SPD-Gesamtschulpolitik aufs Abstellgleis geschobenem Gymnasium genossen wir genau 2 Halbjahre Physik wg. Lehrermangels. Trotzdem wußte jeder in der Klasse, was ein "Superhet" war. Und der Mathelehrer hat ein bißchen von Fourier und vom Abtasttheorem erzählt. Selbst die Fußballspieler unter meinen Mitschülern reparierten ihre "Honda Dax" selbst. Es war auch bekannt, daß es beim Schubschraubtriebanlasser eines Autos eine Einzugs- und eine Haltewicklung gibt. Die Technik war einfacher, aber sie wurde zu einem hohen Grad durchschaut. Flugdrachen bauten wir selbst, heute "holen" sich die Kids diese asigen Plastikgeier. Was Greta wohl dazu sagt ...
Andererseits hat mein alter Herr damals drauf bestanden, daß ich damals als Wahlfach erstmal zwei Jahre Französisch statt Informatik nehme. Ich sehe mich eigentlich nicht als jemanden, der Bits und Bytes mit der Muttermilch aufgesogen hat, ich bin da eher spät dazugekommen.
Bits und Bytes werden ja auch überbewertet. Es geht darum, das (technische) Wesen der Dinge zu erkennen. "The Kick Inside". Noch heute erinnere ich mich an mein erstes "Netzwerkerlebnis", damals noch mit SNA: Mir kam das alles doch sehr "verkopft" und überkandidelt vor, als erste Anwendung nutzte ich ein PASTRU (Telnet-Entsprechung) auf ein anderes System. Dann habe ich mir gedacht, "was ist denn, wenn Du mit einem zweiten PASTRU aufs gleiche System zurückgehst" -- und siehe da: Es ging. Und da löste sich eine ganze Lawine von Groschen, denn bislang, mit TWINAX, KOAX oder RS-422a war jede physische Leitung dediziert einer einzigen Verbindung zugeordnet, die nur einfach genutzt werden konnte. Mit dem Netzwerkgedöns war diese Beschränkung komplett aufgehoben. Netzwerkgedöns war also die universelle Antwort auf das, was Multiplexing erreichen wollte. Das habe ich in dieser Form nie irgendwo gelesen, ich glaube, man muß auch erstmal elefantenbeindicke Bündel serieller Kabel angeschlossen haben, um zu begreifen, wie genial Paketvermittlung ist.
Und WIE genial die Idee "Weg vom ETHERnet und hin zur geswitchten Verbindung" ist.
Diese Stationen durften wir beide schön langsam durchleben und hatten Zeit, alles in Ruhe "sacken zu lassen". Heute ist ein Hightech-Netzwerkanschluß am Arbeitsplatz so normal wie ein Wasserhahn in der Küche. Bloß das menschliche Gehirn ist immer noch auf dem Stand wie vor 2.000 Jahren.
Man kann aber aktuelle Technik oft nur oder erst dann verstehen, wenn man die Historie und die Grundlagen kennt. Eine Stunde lang entspannt einem Foucaultschen Pendel zuzusehen bringt mehr Netzwerkverständnis als zwei laufende Meter "Markt & Technik".
Ich denke, der Punkt ist eher, daß man irgendwann mal gelernt hat, die Dinge ordentlich zu tun, die man zu tun hat, so daß man sich nicht am nächsten Morgen vor dem Spiegel dafür schämen muß, egal ob im Beruf oder außerhalb.
Dann bist Du in der glücklichen Lage, weiter zu sein als ich. Wenn mir die Arbeit keinen Spaß macht, dann mache ich sie schlecht oder gar nicht. Früher war ich idiotischerweise stolz darauf, heute sehe ich das als Mangel.
Den Hyper-V - Treiber hätte ich nie geschrieben. a) läuft das bei mir unter der Rubrik "schädliches Wissen", b) finde ich es "Hyper-Pervers", daß die tollen Offload-Funktionen der NICs brachliegen und stattdessen ein "wirtueller Netzwerkswitch" mit einer Wald- und iesen - CPU vermitteln soll, c) gäbe es viel wichtigere Baustellen, insbesondere das Multitasking - LCOS.
Und schon wäre der Mega-Ärger mit dem Arbeitgeber vorprogrammiert.
Da hat neulich eine Geschäftsführerin, als Volljuristin, gesagt: "Der Herr B. ist ein 14jähriges Quackbalg, das die Welt als seinen persönlichen Fischertechnkbaukasten ansieht".
Damit kann ich gut leben. Meine Frau auch. Wo steht geschrieben, daß man Volljuristinnen zufriedenstellen muß ?
Ich fürchte, das war jetzt sehr off-topic. Aber ich kann die Kurve kriegen:
Der Herr Ohn hat einmal geäußert, er würde gern einen "Netzwerkdesign" - Kurs anbieten.
Der Dr. E. hatte sich wohl auch schon angemeldet, aber irgendwie ist der nie zustandegekommen.
Unterdessen ist die Routerei und das Interface zum restlichen Equipment derart komplex geworden, daß dieses Thema immer wichtiger wird. Nicht für den "Fritz-Jünger", aber für den, der gerne das Fünffache für einen Router ausgibt. Vielleicht sogar zwei Kurse, LAN- und WAN - Grundlagen.
Wo kann man sowas einmal anregen ?