Fehler bei der Ratenadaptation der AC-Accesspoints

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escubic
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Fehler bei der Ratenadaptation der AC-Accesspoints

Beitrag von escubic »

Bei dem Upgrade eines durch mich betreuten Projektes von zwei 802.11n-P2P Strecken mit LANCOM-Accessspoints auf 802.11ac-Accesspoints ist mir ein katastrophaler Fehler bei dem Ratenadaptations-Algorithmus aufgefallen, der die LANCOM AP's L-822, OAP-821 und IAP-822 betrifft. Der Fehler ist 100% reproduzierbar und sehr schwerwiegend. Im Endeffekt kann es dazu führen, dass die Richtfunkstrecken auf 13 MBit/s stundenlang einlocken, obwohl eigentlich die Bedingungen 650 MBit/s erlauben würden.

Ausgangslage:
L-322 ----- L-322 ------ L-321
Firmware: 9.24

Beide Radiolinks (-----) arbeiteten im 5 GHz-Band, der erste Link auf den Kanälen 36/40/44/48 mit 40 MHz Bandbreite, der andere Link auf Kanal 52/56/60/64 mit ebenfalls 40 MHz Bandbreite. Der mittlere L-322 Accesspoint hat 2 WLAN-Interfaces, die sich bei Parallelbetrieb im 5 GHz Band kaum störten. Der erste Funklink handelte sich auf 270 Mbit/s aus, der zweite auf 180 Mbit/s und ermöglichte simultane Datentransfers (TCP) mit 120 MBit/s bzw. 75 MBit/s (gemessen mit iperf). Auf dem 2. Funklink gibt es häufige Radardetektionen auf Kanal 52-64, was gelegentlich zu einem Rückfall auf 20 MHz Bandbreite führte. Die Funklinks sind im Zentrum einer deutschen Großstadt mit reichlich Funkkontamination.


Erster Upgradeversuch auf 802.11ac-Accesspoints:
L-822 ----- IAP-822 ----- L-822

Der Versuch musste nach nur 24 Stunden abgebrochen werden, da sich die beiden Funkmodule im IAP-822 so extrem störten, dass ein Betrieb der Funkstrecken nicht mehr möglich war, auch bei weit auseinander liegenden Kanälen und auch bei nur 20 MHz Bandbreite.


Zweiter Upgradeversuch:
OAP-821 ----- OAP-821 ====== IAP-822 ----- L-822
Firmware: 10.12

Der mittlere Accesspoint wurde durch zwei AP's ersetzt, die mit einem 5 Meter langem Ethernetkabel (======) verbunden waren und räumlich getrennt aufgestellt wurden, um eine Interferenz zu vermeiden.

Der erste Funklink läuft mit 650 MBit/s Bruttorate, der zweite ebenfalls (wenn 80 MHz Kanalbreite eingestellt sind - bei 40 MHz ca. 400 MBit/s).
Als Nettodurchsatz habe ich mit iperf ca. 180 MBit/s gemessen, was für das Projekt ausreicht.

In dieser Konfiguration gibt es folgende Probleme:

1) Trotz 5 Metern Abstands zwischen den beiden mittleren Accesspoints gibt es deutliche Interferenzen zwischen ihnen: Ein Betrieb im 80 MHz-Modus auf denselben Kanälen ist nicht möglich. Auf unterschiedlichen 80 MHz-Kanälen (36-48 und 52-64) ist ein Betrieb kurzzeitig möglich, aber die oberen Kanäle sind nun sehr empfindlich gegen Radarimpulse, so dass nur 40 MHz auf dem zweiten Link dauerhaft möglich sind. Ganz offensichtlich sind die 802.11ac-Funkmodule mit einem zu breiten Eingangsfilter versehen und nicht ausreichend abgeschirmt. (die beiden Funkstrecken sind in unterschiedliche Richtungen, die Keulen der Antennen überlappen sich nicht).

2) es zeigt sich reproduzierbar ein katastrophaler Fehler im Ratenadaptions-Algorithmus der 802.11ac Accesspoints: Bei

- starkem Datendurchsatz
und
- Kurzem Aufteten einer Funkstörung, die zu einem Zurückschalten auf 13 oder 26 Mbit/s führt

kommt es regelmäßig vor, dass der Funklink einseitig auf 13 oder 26 Mbit/s stundenlang verharrt und die Rate sich nicht mehr erholt. Als Modemlast wird dann konstant 90% angezeigt. Der Effekt ist nur einseitig (z.B. Downlink 650 Mbit, Uplink 26 Mbit). Nach einem Neuboot erholt sich die Funkstrecke wieder. Der Effekt lässt sich gezielt provozieren, in dem die mittleren AP's kurzzeitig auf denselben Funkkanal eingestellt werden. Auch nach Ende der Funkstörung verharrt der Link bei 26 Mbit/s. Wegen des hohen Datendurchsatzes auf der Funkstrecke (ca. 20 Mbit/s Dauerlast) reicht die eingebrochene Datenrate nicht mehr aus, den Datenstrom zu transportieren, so dass im Dauerbetrieb gesendet werden muss. Da sich die Datenrate unter diesen Bedingungen nicht mehr erholt, bleibt der AP in dem Status gefangen.

Ohne Datendurchsatz führt ein kurzes Einbrechen auf 13 oder 26 Mbit/s nicht zu dem Effekt, der Link springt sofort wieder auf 650 Mbit/s.

Bei den 802.11n AP's ist der Effekt noch nie beobachtet worden. Auch ein Betrieb der 802.11ac-AP's im 802.11n-Modus hilft nicht.

Meine Vermutung ist, dass die Ratenadaptation nicht mehr von LCOS ausgeführt wird, sondern vom Funkchip. Und da steckt der Fehler. Da muss dringend ein Workaround her.
GrandDixence
Beiträge: 1054
Registriert: 19 Aug 2014, 22:41

Re: Fehler bei der Ratenadaptation der AC-Accesspoints

Beitrag von GrandDixence »

Wie sehen die SNR-Werte und die Logmeldungen aus? Siehe auch:
viewtopic.php?f=35&t=15131

https://community.swisscom.ch/t5/Mobile ... 1329#M4581

Ist die erste Fresnelzone frei von jeglichen Objekten?
https://de.wikipedia.org/wiki/Fresnelzone
escubic
Beiträge: 6
Registriert: 06 Jul 2018, 14:49

Re: Fehler bei der Ratenadaptation der AC-Accesspoints

Beitrag von escubic »

der Fehler lässt sich auf beiden Links 100%ig provozieren. Er trat mit den 802.11n AP's nicht auf.
Betroffen sind die Links OAP-821/ OAP-821 sowie IAP-822 / L-822

Der Fehler ist immer einseitig.

Voraussetzung ist:
- hoher Datendurchsatz
- Datenrate des Links muss kurz einbrechen

Provozierbar durch
- Funkstörung durch benachbartem AP auf gleichem Kanal - auch nach Ende der Funkstörung bleibt der Fehler bestehen
- oder auch: Absenken der Sendeleistung um 10 dB - auch nach Erhöhen der Sendeleistung bleibt Fehler bestehen

Der Fehler äußert sich durch
- Verharren des Uplinks (oder Downlinks) auf 13 oder 26 Mbit/s, obwohl die normale Kanalkapazität 400 oder 650 MBit/s ist
- Die Gegenstelle sieht eine Modemlast von >90% für die Dauer des Fehlers.

Der Fehler lässt sich beenden durch:
- Booten des Links
- Stopp des Datenverkehrs
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