Koppelfeld hat geschrieben: 25 Feb 2022, 14:11
Wir haben Kunden, die kaufen Fernost-Geräte und löten bestimmte Chips aus, weil das billiger ist als beim Hersteller zu bestellen. WENN die überhaupt mit einer vergleichsweise kleinen Firma sprechen.
Im Moment ist sowieso Ausnahmesituation. Vorletztes Jahr hätte ich nie für möglich gehalten, was wir im Moment alles tun müssen.
Beispielsweise haben wir gerade eine größere Tranche Kabel geschlachtet, um die Steckverbinder zu gewinnen, weil ein bestimmter Hersteller von Rundsteckverbindern uns für bestimmte (langfristig auf Abruf bestellte und bestätigte) Typen einen Lieferhorizont von einhundert Wochen (zwei Jahre!) in Aussicht gestellt hat, ein Konkurrent mit kompatiblen Steckverbindern ist gerade auf keinem Weg zu einer Aussage bzw. Annahme einer Bestellung zu bewegen - er stellt sich einfach tot. Glücklicherweise hatten wir noch einen Vorrat an einer wenig marktgängigen Kabellänge, aus der wir jetzt die Steckverbinder 'rausschnibbeln können.
Schrott-Platinen gehen (mit Ausnahme von Tabuthemen wie FS) überhaupt nicht mehr in die Entsorgung, sondern werden entweder mit irrwitzigem Aufwand wieder gängig gemacht oder wenigstens die Bauteile 'runtergeföhnt.
Letztlich war Intel bei uns um (wohl bei allen Kunden) herauszubekommen, wieviel von den bestellten Bauteilen wirklich dringenst benötigt werden, um dann die viel zu geringen Vorräte halbwegs gerecht zu verteilen.
Gottseidank ist inzwischen bei den Lowendmaterialien (z.B. Holzpaletten und Verpackung) ein wenig Entspannung da, aber sonst fehlt es an banalsten Komponenten, wie Widerständen, Kondensatoren und ähnlichem "Vogelfutter". Selbst triviale Normteile wie metrische Schrauben mit einer bestimmten Oberfläche oder z.B. mit aufgebrachtem Schraubensicherungslack sind plötzlich nirgends zu bekommen.
Frage nicht, welchen Materialwert wir gerade beim Bestücker liegen haben, aber nicht bestücken können, weil noch zwei oder drei Teile fehlen.
Wenn man die Teile dann beim Broker kauft, dann ist auch nichts mit 10% Steigerung, man ist schnell beim zehn- oder zwanzigfachen des Preises.
Vor diesem Hintergrund müssen wir im Moment auch langfristige (etliche Jahre) laufende Lieferverträge neu verhandeln, weil die Preissteigerungen einfach nicht mehr abbildbar sind.
Und wenn man jedem Teil stundenlang hinterher telefonieren muß statt es einfach im Katalog anzuhaken wird auch (strategischer) Einkauf zu einem signifikanten Kostenfaktor.
New world order
Koppelfeld hat geschrieben: 25 Feb 2022, 14:11
Hardware macht etwa 10% eines normalen IT-Budgets aus. Daher versuche ich bei den 90% Rest zu sparen.
Meine Befürchtung ist halt, daß bei Alf ein signifikanter Anteil Lebenszeit (und damit umzulegender Entwicklungskosten) dafür 'drauf gegangen ist LCOS auf immer wieder neue CPUs und Plattformen zu portieren, die dann auch wieder nur ein Jahr Lebenszeit hatten bis sie von der Entwicklung überholt wurden - statt einmal eine leistungsfähige und zukunftssichere Plattform zu entwickeln und sich dann ein paar Jahre auf neue Features bzw. die Stabilisierung der bestehenden zu konzentrieren.
Wie gesagt, eine CAM, die mit ein paar tausend Einträgen in Hardware routen oder filtern kann ist kein Hexenwerk, z.B. bei Aruba gibt es Switche der 3-500 Euro-Klasse, die das können und vielleicht in einem kleinen Betrieb sogar als Core-Router durchgehen würden.
Gängige VPN-Verschlüsselungen desgleichen.
Die Berliner sind inzwischen dazu übergegangen, 2,5 GBit-Interfaces zu verbauen. Ich mag diese Größe zwar überhaupt nicht, aber für den gegebenen Anwendungsfall (und die von Dir genannte SerDes-Problematik) vielleicht genau richtig. Gilt übrigens auch für aktuelle WLAN-Datenraten.