Übertragungsrate bei VPN via HTTPS

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Moderator: Lancom-Systems Moderatoren

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Abrabravo
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Übertragungsrate bei VPN via HTTPS

Beitrag von Abrabravo »

Hallo zusammen,

ich habe eine kleine Frage zu den HTTPS-
VPNs
In einer Labor-Umgebung hängt ein Lancom 1751 (Firmware 8.84RU3) hinter einem KabelDeutschland-Anschluss, der wahrscheinlich beim Provider mit einem "CG-NAT" angebunden ist. Eine eigene öffentliche IPv4 Adresse haben wir nicht. Der 1751 bekommt vom KabelD.-Router eine private IP zugewiesen und kann soweit auch seine normalen IPSec VPN-Tunnel aufbauen.

Die Gegenstellen sind 1x eine 1781A (Firmware 9.04 RU2) und 1x ein 9100+ (Firmware 8.62 - ja, ich weiß! ;) ) bei einem Kunden. Beide Geräte hängen jeweils an einem 100MBit Company Connect.

So weit so gut.

Nun haben wir ganz komische Effekte im Zusammenhang mit verschiedenen Authentifizierungsprotokollen, wenn diese über die VPN-Tunnel angewandt werden. Das reicht von nicht funktionierenden RDP-Sessions, bis hin zu 20 Minuten dauernden Domänen-Anmeldungen.
Des weiteren hatte ich massive Probleme beim Hinzufügen eines L-321agn / L322agn zum WLC, welcher hinter der Gegenstelle mit dem 9100+ liegt. ( http://www.lancom-forum.de/alles-zum-la ... 13913.html )
Das Problem konnte ich bis gestern nicht lösen und der AccessPoint hat sich unter keinen Umständen mit dem WLC verbunden. An anderen Standorten laufen die APs und der WLC ganz wunderbar. Alle anderen Standorte sind entweder über ADSL oder CompanyConnect angebunden.

Rein aus Neugier habe ich gestern unseren VPN-Tunnel zwischen LC1751 (KabelD.) und 9100+ (CompanyConnect) auf HTTPs umgestellt. Und siehe da - keine Minute später und der L-322agn war mit dem WLC verbunden! :o

Ich kann daher nur mutmaßen, dass das tolle CG-NAT von KabelD. diverse Probleme im Zusammenhang mit IPSec verursacht. Leider bekomme ich aber mit aktivierter HTTPs-Verkapselung nur eine maximale Übertragungsrate von ca. 300KB/s. Ohne HTTPs mit reinem IPSec sind es immerhin, wenn auch sehr "instabile", 800KB/s.
Ein Client-VPN mit SSTP von einem Windows-Laptop zu einer weiteren Firewall (Forefront TMG) "neben" der 9100+ schafft ca. 3MB/s. Gleiches System mit L2TP/IPSec kommt auch nur auf ca. 800KB/s. Es sieht für mich so aus, als wären die HTTPS-Pakete im KabelD.-Netz sehr viel unproblematischer.

Lange Rede, kurzer Sinn: Gibt es beim HTTPS-VPN irgendein Limit, welches die Übertragungsrate auf 300KB/s begrenzt? Und wenn ja - kann man die Drosselung aufheben?
Bei einem großen Download via SMB bekommt man eine nahezu gerade Linie bei der Überwachung der Übertragungsgeschwindigkeit. Eben als wäre dort irgendwo eine Drosselung eingebaut.

1000 Dank vorab und
winterliche Ostergrüße aus Leipzig! ;)

Norman.
backslash
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Re: Übertragungsrate bei VPN via HTTPS

Beitrag von backslash »

Hi Abrabravo

es gibt keine beschränkung bei IPSec über HTTPS, aber ein paar große Probleme, die Perfomance kosten...

Zum einen ist das das TCP als solches, das quasi ein umkopieren eines jeden Pakets erzwingt: TCP ist ein Stream, während IPSec normalerweise über ESP/UDP paketorientiert läuft.

Und dann das vermutlich größere Problem: Das Window-Management des TCP, das sich bei ineinander getunnelten TCP-Verbindungen verheerend auswirkt. Hier werden die Windowsizes der inneneren und der äußeren Verbindung quasi spiegelverkehrt gesetzt, d.h. wenn die eine Session ihr Fenster vergrößert verkleinert die andere ihres. Das Ergebnis ist, daß sich die beiden TCP-Verbindungen gegenseitig ausbremsen und nicht der maximal mögliche Durchsatz erreicht wird. Den maximalen Durchsatz erhälst du nur, wenn du (maximal 1380 Byte große, weil sonst fragmentiert/reassembliert werden muß) UDP-Pakete durch den Tunnel schickst.

Gruß
Backslash
Abrabravo
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Re: Übertragungsrate bei VPN via HTTPS

Beitrag von Abrabravo »

Hi Backslash,

Vielen Dank für die Antwort!
klingt soweit nachvollziehbar ... glaube ich :)

Könnte man dem Lancom-Router eine MTU vorgeben, die er unfragmentiert weiterleitet? So dass beim Ermitteln der PMTU die Clients auf 1380Byte kommen und man das Problem damit umschifft?

Grüße!
Dr.Einstein
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Re: Übertragungsrate bei VPN via HTTPS

Beitrag von Dr.Einstein »

Hallo Abrabravo,

ansonsten wäre evtl die Alternative, den 1751 gegen was neueres auszutauschen und den Tunnel über IPv6 aufbauen zu lassen. In meinen Szenarien mit Kabel Deutschlands tollem Dual Stack Lite hat das immer sofort Abhilfe geschaffen.

Gruß Dr.Einstein
Abrabravo
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Re: Übertragungsrate bei VPN via HTTPS

Beitrag von Abrabravo »

Hallo Dr.Einstein,

klingt interessant!
Nun steht bei mir leider erst in 3 Wochen das Thema "IPv6" auf dem Stundenplan. ;)

Wahrscheinlich benötige ich an der VPN-Zentrale dafür ebenfalls eine native IPv6-Verbindung, oder?

Grüße!
Dr.Einstein
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Re: Übertragungsrate bei VPN via HTTPS

Beitrag von Dr.Einstein »

Du hast doch 100 Mbit/s CoCo geschrieben, da ist Dual Stack mit festen IPs inklusive. Wenn das Produkt schon länger im Bestand ist, muss man mMn nachfragen, und bekommt das kostenlos in 1..2 Tagen aktiviert.

Mein Vorschlag betrifft ausschließlich die WAN IP des Lancoms. Im Netzwerk selbst musst du natürlich nix in Richtung IPv6 mit der Brechstange ausrollen, ist dafür nicht notwendig.

Gruß Dr.Einstein
backslash
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Re: Übertragungsrate bei VPN via HTTPS

Beitrag von backslash »

Hi Abrabravo,
Könnte man dem Lancom-Router eine MTU vorgeben, die er unfragmentiert weiterleitet? So dass beim Ermitteln der PMTU die Clients auf 1380Byte kommen und man das Problem damit umschifft?
Das LANCOM bestimmt die MTU selbständig und gibt sie auch per MSS-Anpassung an durchlaufende TCP-Sessions weiter. Ich erwähnte die 1380 nur im Zusammenhang mit den UDP-Paketen, weil es bei UDP keine Möglichkeit einer automatischen Anpassung an die MTU gibt.

Ich stelle gerade fest, daß die 1380 auch noch falsch sind, es müßten 1355 sein: 1500 (MTU des Internetzugangs) - 100 (Overhead für VPN) - 40 (für umgebenden IP + TCP-Header) - 5 für den SSL-Header... Ach ja und wenn dein Internetzugang über PPPoE läuft, dann sind es nochmal 8 weniger.

Die MTU des VPN-Tunnels kannst du dir im CLI unter /Status/WAN/MTU anschauen.

Gruß
Backslash
Abrabravo
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Re: Übertragungsrate bei VPN via HTTPS

Beitrag von Abrabravo »

Argh! Genau diese Liste hab ich schon Ewigkeiten gesucht :roll:
Auf der Gegenstelle "INTERNET" war eine MTU von 1500 ausgehandelt. Wahrscheinlich weil zwischen KabelD.-Gerät und Lancom eine MTU von 1500 genau passt. Netz-seitig ist bei KabelD. an den DS-Lite Anschlüssen aber eine MTU von 1460 einzuhalten.

Kurz die MTU an der Gegenstelle "INTERNET" auf 1460 gestellt und schwupps: Nun verbindet sich auch besagter L-322agn mit dem WLC hinter dem 9100+ ohne IPSEC over HTTPS! :) :) :)

Dann müssen wir mal in den nächsten Tagen beobachten, ob sich unsere Netzwerkprobleme nun auch langsam auflösen. Ein Download via SMB ging nun auch mit ca. 1,6MB/s.


Danke für die Tipps und ein schönes Osterfest!!
garfield0815

Re: Übertragungsrate bei VPN via HTTPS

Beitrag von garfield0815 »

hast du in deinen IP sec pro fielen die compresion eingeschalten

die bringt nochmal einiges an berformenzbgwinn
Abrabravo
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Re: Übertragungsrate bei VPN via HTTPS

Beitrag von Abrabravo »

Soweit ich mich erinnere, ohne die Tabellen mit den Vergleichswerten genau im Kopf zu haben, bringt die Kompression bis ca 2Mbit/s einen Gewinn. Und dann ist das auch abhängig von den übertragenen Daten.

Irgendwann wird der Aufwand zur Kompression so hoch, dass die CPUs in den Routern nicht mehr hinterher kommen und man eher das Gegenteil damit erreicht.

Grüße!
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